Beschäftigung und soziale Entwicklung in Europa (ESDE) 2023: Bekämpfung des Arbeitskräftemangels und von Qualifikationslücken in der EU
Die Europäische Kommission veröffentlichte 2023 ihre jährliche Überprüfung zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa (ESDE). Im Fokus steht der anhaltenden Arbeitskräftemangel und der sich verändernden Qualifikationsbedarf in der EU.
Die jährliche Überprüfung von 2023 zur Beschäftigung und sozialen Lage in der EU zeigt, dass sich die Arbeitsmärkte in der EU – trotz der Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – im Jahr 2022 als sehr widerstandsfähig bewiesen haben.
Zudem wurden auch einige Herausforderungen identifiziert. So sind Frauen und Menschen mit Behinderung nicht ausreichend am Arbeitsmarkt aktiv vertreten. Der geschlechterspezifische Unterschied bleibt weiterhin stabil bei 10,7 Prozent. Auch die Jugendarbeitslosigkeit bleibt trotz des Rückgangs von 16,7 Prozent auf 14,5 Prozent eine große Herausforderung innerhalb der EU. Zudem bringt der grüne und digitale Wandel neue Kompetenzanforderungen sowohl für Arbeitnehmerseite als auch Arbeitgeberseite mit sich.
Laut dem Bericht liegen dem Arbeits- und Fachkräftemangel mehrere Faktoren zugrunde. Dazu zählen u.a. die geringe Erwerbsbeteiligung von Frauen, Menschen mit geringem Bildungsstand, Menschen mit Migrationshintergrund, ältere Personen und junge Menschen. Auch der Rückgang des erwerbsfähigen Bevölkerungsanteils wird den Arbeitskräftemangel in den kommenden Jahrzehnten verstärken. Besonders betroffen waren im Jahr 2022 das Baugewerbe, das Gesundheitswesen und die MINT-Sektoren, insbesondere die IKT. Schätzungen zufolge könnte der grüne Wandel bis 2030 zur Schaffung von 1 bis 2,5 Mio. zusätzlichen Arbeitsplätzen führen. Der digitale Wandel trägt zwar zu einem anhaltenden Arbeitskräftemangel bei IKT-Fachkräften bei, ist aber kein wesentlicher Faktor für Engpässe in anderen Berufen. Schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne erklären den anhaltenden Arbeitskräftemangel in einigen Berufen und Bereichen, wie u.a. in der (Kranken-)Pflege.
Mit Blick auf die Zukunft wird erwartet, dass der Arbeitskräftemangel sowohl in hochqualifizierten als auch in geringqualifizierten Berufen anhalten wird, da die Bevölkerung altert und der ökologische und digitale Wandel voranschreitet.
Der Bericht unterstreicht die Bedeutung von Politiken und Reformmaßnahmen zur Linderung des anhaltenden Arbeitskräftemangels. Dazu gehören Investitionen in die Aus- und Weiterbildung von Erwachsenen, die Erhöhung der finanziellen Anreize für die Erwerbstätigkeit, der Abbau von Hindernissen für den Eintritt in den Arbeitsmarkt, die Verbesserung der Arbeits- und Lohnbedingungen und des Sozialschutzes sowie die Umsetzung von Maßnahmen, um Arbeitskräfte aus dem Ausland für Arbeitsplätze in Österreich zu gewinnen.