Die Anfänge des Radios in Österreich
Die Geschichte des Radios in Europa begann parallel zu den Entwicklungen in den USA, doch einige der bedeutendsten Fortschritte fanden auf dem europäischen Kontinent statt.
Einer der wichtigsten Pioniere war der Italiener Guglielmo Marconi, der oft als "Vater des Radios" bezeichnet wird. Marconi entwickelte 1895 die erste funktionierende Funkverbindung und konnte 1901 das erste drahtlose Signal über den Atlantik senden. Seine Erfindung stieß auf großes Interesse in Europa, insbesondere in Großbritannien, wo Marconi bald darauf die erste kommerzielle Funkgesellschaft gründete.
In Deutschland spielte der Physiker Heinrich Hertz eine Schlüsselrolle bei der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen, auf denen die Radiotechnologie basierte. Seine Arbeiten in den 1880er Jahren legten das wissenschaftliche Fundament, das Marconi und andere weiterentwickelten. Später wurde Deutschland ein Zentrum für die Weiterentwicklung der Radiotechnologie. Vor allem die 1903 gegründete Firma Telefunken war maßgeblich daran beteiligt, das Radio zur Massenkommunikation auszubauen.
Erste öffentlich-rechtliche Sender
In Großbritannien spielte das Radio ebenfalls eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung. 1922 wurde die British Broadcasting Company (BBC) gegründet. Die BBC setzte von Anfang an auf ein umfassendes öffentlich-rechtliches Programm und war Vorreiter bei der Produktion von Nachrichten, Hörspielen und Musiksendungen. Schon in den 1920er Jahren wurde das Radio ein zentrales Element des britischen Alltags, da es Familien nicht nur mit Informationen, sondern auch mit Bildung und Unterhaltung versorgte.
1923 wurde in Deutschland der erste Rundfunksender, die "Funk-Stunde Berlin", gegründet. Diese Pioniersendung markierte den Beginn des deutschen Rundfunks und brachte zunächst nur Nachrichten und Musikprogramme. Bald jedoch entwickelte sich das Programm weiter und bot ein vielfältiges Unterhaltungsangebot, das das Radio in den deutschen Haushalten populär machte.
Erste "Piratensender" in Österreich
Radio Hekaphon war eine der ersten privaten Radiostationen in Österreich und spielte eine wichtige Rolle in den frühen Tagen des Rundfunks. In den 1920er Jahren, als das Radio begann, sich in Europa als neues Massenmedium zu etablieren, gab es in Österreich noch kein gesetzlich festgelegtes Monopol für den Rundfunk. Dies ermöglichte privaten Initiativen wie Hekaphon, eine eigene Radiostation zu betreiben.
Der Sender wurde 1923 von der Wiener Firma "Hekaphon" gegründet, die sich ursprünglich auf den Vertrieb von Radioapparaten spezialisiert hatte. Die Gründer erkannten, dass es nicht nur Nachfrage nach Radiogeräten, sondern auch nach Radioprogrammen gab. Zu dieser Zeit war der Rundfunk noch eine technische Neuerung, die hauptsächlich von experimentierfreudigen Bastlern und Technologen genutzt wurde. Radio Hekaphon war einer der ersten Versuche in Österreich, regelmäßige Radiosendungen zu betreiben. Die Station bot ein breites Programm, das von Musiksendungen bis hin zu Nachrichten reichte. Diese frühen Radiosendungen waren vor allem darauf ausgerichtet, den Hörern zu zeigen, wie sie ihre neuen Radiogeräte nutzen konnten, und ihnen gleichzeitig Unterhaltung und Informationen zu bieten.
Staatliche Regulierung
Die Frequenzen, die Radio Hekaphon nutzte, waren in der Anfangszeit noch nicht staatlich reguliert, sodass es oft zu technischen Problemen kam, wie Überschneidungen mit anderen Signalen. Die damaligen Radiotechnologien waren relativ neu, und die Regulierung durch das Telegraphengesetz von 1924 war eine Reaktion auf solche frühen, unkoordinierten Initiativen wie Hekaphon.
Mit der Gründung der RAVAG 1924 und der Einführung der Novelle des Telegraphengesetzes von 1924, das dem Staat die Kontrolle über den Rundfunkbetrieb sicherte, mussten private Sender wie Radio Hekaphon ihren Betrieb einstellen oder wurden in das staatliche Rundfunksystem integriert.