"Hallo, hallo! Hier Radio Wien auf Welle 530" Zum 100 Jahr-Jubiläum des Stubenringsenders der Radio-Verkehrs AG
Die Geschichte des Österreichischen Rundfunks ist eng mit der österreichischen Verwaltungsgeschichte verknüpft. Am 1. Oktober 1924 sendete die RAVAG ihre erste Sendung aus ihrem Studio im Regierungsgebäude am Stubenring 1 in Wien.
Die Anfänge des Radios
Die Geschichte des Radios in Europa begann Ende des 19. Jahrhunderts. Einer der wichtigsten Pioniere war Guglielmo Marconi (1874–1937), der oft als "Vater des Radios" bezeichnet wird, aber auch Physiker Heinrich Hertz (1857–1894) spielte eine Schlüsselrolle bei der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen, auf denen die Radiotechnologie basierte.
Nach der Weiterentwicklung des Radios erkannten einige Länder schon früh die Möglichkeiten der neuen Technologie. 1922 wurde in Großbritannien die BBC - British Broadcasting Company gegründet, 1923 in Deutschland die "Funk-Stunde Berlin".
Die Anfänge des Radios in Österreich
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Novelle des österreichischen Telegraphengesetzes von 1924
In Österreich sendeten Anfang der 1920er Jahre zunächst private Sender. Mangels staatlicher Regulierungen waren Überschneidungen von Funksignalen und andere technische Probleme die Folge. Um darauf zu reagieren, wurden Radiosender mit dem Telegraphengesetz von 1924 reguliert. Dieses wurde 1850 erstmals beschlossen, um den Bau und Betrieb von Telegraphenleitungen zu regeln und den Staat mit der Kontrolle über diese neue, strategisch sowohl militärisch als auch wirtschaftlich so wichtige Kommunikationsform auszustatten.
Mit der Novelle des österreichischen Telegraphengesetzes von 1924 wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Funk- und Rundfunktechnologien festgelegt. Im gleichen Jahr wurde die RAVAG gegründet. Private Sender mussten ihren Betrieb einstellen oder wurden in das staatliche Rundfunksystem integriert.
Exkurs: Österreichisches Telegraphengesetz
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Gründung der RAVAG und Ansiedlung am Stubenring
Im Jahr 1924 war das Interesse der Bevölkerung am Radio so groß, dass es notwendig wurde, den Rundfunk auf eine institutionelle Basis zu stellen. Gleichzeitig erkannten die staatlichen Stellen in Österreich das Potenzial des Radios sowohl als Informationsmedium für die Öffentlichkeit als auch als Mittel der politischen Kommunikation und Kontrolle. Die Gründung eines staatlich überwachten Rundfunksystems war daher die logische Folge.
Um eine solche staatliche Konzession warben mehrere Interessensgruppen, von denen eine, die von Eduard Schrack und Oskar Czeija angeführt wurde, im Februar 1924 den Zuschlag erhielt. Am 14. Juli desselben Jahres wurde die Österreichische Radio-Verkehrs AG gegründet. Zur gleichen Zeit begannen mit dem Bundesministerium für Handel und Verkehr die Verhandlungen über die Raumnutzung. Das Ministerium war seit dem Frühjahr 1924 selbst in Büros des Gebäudekomplexes untergekommen und auch für die Gebäudeverwaltung des ehemaligen Kriegsministeriums am Stubenring verantwortlich.
Militärische Funkanlage als Grundstein des Stubenringsenders
Das gesteigerte Interesse der RAVAG an diesen Räumen lag vor allem an der Möglichkeit einer Nachnutzung der militärischen Funkanlage, welche im Zuge der Errichtung des k.u.k. Kriegsministeriums 1913 im und auf dem Gebäude installiert worden war. Über den zentralen Hof des Gebäudes war eine Antenne gespannt, mit der das Ministerium die Marineverbände in den Häfen von Triest und Pola anfunken konnte. Diese Antennenanlage war der Grundstein des Stubenringsenders der RAVAG.
Noch im Sommer 1924 wurden die Sendemasten ausgebaut und erste Probesendungen vorgenommen. Die RAVAG erhielt vom Wirtschaftsministerium 26 Räume für das Studio und die Redaktionsräume im 4. Obergeschoss und fünf Räume für die Sendetechnik in der Mansarde. Das Studio bestand aus einem Technikraum und dem Vortragsraum, die mittels einem schmalen Sichtfenster miteinander verbunden waren. Letzterer wurde mit Stoffbahnen und einem Trittschutz ausgekleidet, sodass jeder störende Nachhall vermieden werden konnte.
Reichhaltiges Programm
Das zeitlich sehr dichte Programm war eine breite Mischung aus Musik, Nachrichten und einem abwechslungsreichen Abendprogramm. In den Mittagsstunden von 11:00 bis 13:00 Uhr spielte zumeist das Quartett der Künstlerkapelle Silving klassische Musikstücke von Beethoven, Bach, Mozart und anderen. Am Nachmittag wurden dann zunächst die Tageskurse der Wiener Börse verlesen, bevor dann zehn Minuten aktuelle Nachrichten folgten. Danach spielte am Nachmittag wieder das Quartett Silving. Das einstündige Abendprogramm ab 20 Uhr war eine Mischung aus klassischer Musik, Opernausschnitten, Gesangsbeiträgen, Vorträgen und Erzählungen.
Einblicke in die Räumlichkeiten am Stubenring
Im Radio Wien-Magazin gab die RAVAG ihren Zuhörern Einblicke in die Studio- und Senderäumlichkeiten am Stubenring.
Auf Sendung!
Am 30. September 1924 fand die Konstituierende Sitzung der RAVAG im Marmorsaal des Regierungsgebäudes am Stubenring statt, auf der Oskar Czeija zum Generaldirektor und Anton Rintelen zu ihrem Präsidenten gewählt wurden. Am Folgetag um Punkt 16:00 Uhr wurde aus den Studioräumen die erste Radiosendung mit den ikonischen Worten "Hallo, hallo! Hier Radio Wien auf Welle 530" ausgestrahlt. Es folgte danach ein abwechslungsreiches Musikprogramm.
Zu diesem Zeitpunkt besaßen 11.000 Haushalte in Wien ein Radioempfangsgerät. Ab dem 19. Oktober gab die RAVAG ihre eigene Wochenprogrammzeitschrift "Radio Wien" heraus. Begleitet wurde das enorme Interesse an technischen Neuerungen und Empfangsmöglichkeiten des Radios in Österreich durch weitere Fachpublikationen wie dem "Österreichischen Radioamateur" der "Österreichischen Radio-Zeitung" oder der "Allgemeinen Radio-Zeitung".
Bitte nicht stören!
Aufgrund des Konflikts mit dem Amtsbetrieb des Bundesministeriums für Handel und Verkehr, das in den umliegenden Räumen ihre Büros hatte, waren die Sendezeiten anfangs strikt limitiert. Gesendet werden durfte zunächst nur von 11:00 bis 13:00 Uhr und dann wieder ab 16:00 Uhr. Trotzdem war die Duldung am Stubenring keine langfristige Lösung für die RAVAG, weswegen man mit 26. März 1926 unter neuer Anschrift in der Johannesgasse 4a firmierte. Der Sender am Stubenring blieb trotzdem mit der Antenne, den technischen Räumlichkeiten und einem reduzierten Studio im 4. Obergeschoss erhalten.