Kocher/Gerzabek: CDG-Preis für Forschung und Innovation geht an zwei Josef Ressel Zentren Preis für anwendungsorientierte Forschung an ultrakurz gepulsten Lasern und an Methoden zur zerstörungsfreien Prüfung von Leichtbauteilen
Jedes dritte Jahr wird der CDG-Preis für Forschung und Innovation für Josef Ressel Zentren (JR-Zentren) ausgeschrieben, um deren Erfolge in der Forschung ebenso zu würdigen wie ihren Beitrag zur Stärkung der Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Diesmal trifft die Preisverleihung mit einem Jubiläum zusammen: Vor fast genau zehn Jahren, am 01.10.2012 startete das erste von der Christian Doppler Forschungsgesellschaft geförderte Josef Ressel Zentrum.
Mit Sandra Stroj von der FH Vorarlberg und Günther Mayr von der FH Oberösterreich geht der diesjährige Preis an zwei Materialforscher/innen mit höchst unterschiedlicher Ausrichtung: Im einen JR-Zentrum geht es um neue Anwendungsbereiche für Ultrakurzpulslaser, im anderen um die zerstörungsfreie Prüfung von Leichtbauteilen – beides mit signifikanter Bedeutung für die jeweiligen Unternehmenspartner.
"Gratulation an Sandra Stroj und Günther Mayr! Gemeinsam mit ihren Unternehmenspartnern zeigen sie, wie erfolgreich Forschung an Fachhochschulen ist, und wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten sind. Neues Wissen stärkt den Innovationsstandort Österreich und ist ein Wettbewerbsvorteil im internationalen Vergleich. Die Erfolge der Josef Ressel Zentren zeigen, dass Fachhochschulen die Möglichkeit zum langfristigen Aufbau von Expertise in Interaktion mit Unternehmen hervorragend nutzen", betont Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
Auch Martin Gerzabek, Präsident der Christian Doppler Forschungsgesellschaft gratuliert den Preisträger/innen: "Beide JR-Zentren zeigen, dass Forschungsarbeiten, die von der Fragestellung eines Unternehmens ausgehen, hohe gesellschaftliche Relevanz haben:
Effizienzsteigerungen bei der zerstörungsfreien Prüfung von industriellen Produkten erhöhen nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmenspartner, sondern sind durch die damit verbundene Ressourcenschonung auch ein Teil der Lösung für unsere Herausforderungen im Umweltbereich. Die wissenschaftlich fundierte Suche nach neuen Anwendungsgebieten für Ultrakurzpulslaser führt zu neuen Ansätzen für die Krebsbehandlung, zu neuen Möglichkeiten der Gewinnung von Trinkwasser aus Nebel mittels funktionaler Oberflächen und erschließt gleichzeitig auch neue Kundenkreise für den Unternehmenspartner."
Führungspersonen der beiden Fachhochschulen, an denen die Preisträger/innen beheimatet sind, erläutern die Bedeutung von Josef Ressel Zentren für Fachhochschulen:
Stefan Fitz-Rankl, Geschäftsführer der FH Vorarlberg: "Die Josef Ressel Zentren kombinieren höchste akademische Ansprüche mit einer intensiven Forschungs-Zusammenarbeit mit unseren Wirtschaftspartnern. Sie sind daher für die Fachhochschule Vorarlberg als forschungsstarke Hochschule ein sehr wichtiger Baustein der Forschungsaktivitäten."
Gerald Reisinger, Präsident der FH Oberösterreich: "Wir als FH Oberösterreich stehen für die Verknüpfung von anwendungsorientierter Wissenschaft und den praktischen Bedürfnissen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Die Josef Ressel Zentren bieten uns die Möglichkeit, längerfristig und auf hohem Niveau mit unseren Partnern aus der Praxis zu forschen. Zudem stellen sie einen Referenzmaßstab für Forschung im FH-Sektor dar, wodurch sie letztlich auch für das Image einer Fachhochschule wichtig sind."
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung:
"Der CDG-Preis für Forschung und Innovation hebt besonders jene Forscherinnen und Forscher heraus, die einen starken Fokus auf die Anwendung der Ergebnisse ihrer Forschung in der Praxis und der Zusammenarbeit mit Leitbetrieben gesetzt haben. Für Österreichs Industrie ist der erfolgreiche Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft alternativlos. In diesem Sinne gratuliere ich Sandra Stroj und Günther Mayr zu ihrer herausragenden Leistung.
In die Zukunft blickend dürfen wir auch die Finanzierung der FTI-Aktivitäten in Österreich und hier insbesondere der angewandten Forschung in der Krise nicht aus den Augen verlieren, insbesondere den FTI-Pakt für die kommende Periode 2024-26. Es bleibt zentral, die schon in Regierungsprogramm und in der FTI-Strategie 2030 verankerte Technologieoffensive für angewandte Forschung mutig fortzuführen und weiter zu stärken. Dies betrifft auch ganz wesentlich themenoffene Programme und Formate mit ihrer essentiellen Radarfunktion für zukunftsträchtige Technologieentwicklungen.“
Forschung und Erfolge der Gewinner/innen
Sandra Stroj und ihr Team untersuchen neue Anwendungsmöglichkeiten für ultrakurz gepulste Laser auch für industrielle Anwendungen. Gegenüber herkömmlichen Lasern haben sie den Vorteil, dass das Material nicht warm wird, und man auch Nanostrukturen und "schwierige" Materialien bearbeiten kann, also z.B. spröde oder besonders harte Materialien. Der wohl spektakulärste Erfolg des JR-Zentrums beruht auf einer Beobachtung in der Natur: Auf den Flügeln des Wüstenkäfers (Stenocara gracilipes) liegen winzige wasseranziehende Hügel und wasserabweisende Täler eng nebeneinander. Dadurch kann der Käfer deutlich mehr Wasser aus dem Nebel gewinnen, als das mit glatten Oberflächen möglich wäre. Dem JR-Zentrum ist es gelungen, dieses Prinzip mit einer Kombination aus Beschichtungsprozess und Bearbeitung mit Ultrakurzpulslasern nachzubauen. Das Ergebnis ist ein Herstellungsprozess für funktionale Oberflächen, auf denen beliebige Benetzungszustände erzeugt und kombiniert werden können. Dieser Prozess wurde wissenschaftlich publiziert und vom Unternehmenspartner High Q Laser GmbH(ein Teil von MKS Instruments, Inc.) patentiert. Anwendungsmöglichkeiten reichen von der Bekämpfung von Kondenswasser bei industriellen Maschinen bis hin zur Trinkwassergewinnung in meernahen Trockengebieten.
Im JR-Zentrum von Günther Mayr geht es sehr mathematisch zu: Im thermografischen Prüfverfahren wird ein Bauteil mit Licht bestrahlt, dessen Oberfläche sich dadurch natürlich erwärmt. Je nachdem, ob sich im Inneren Fehler befinden (Luftblase, Verklebung, …), fließt diese Wärme mehr oder weniger gleichmäßig nach innen. Aus möglichen Wärmestaus an der Oberfläche lassen sich dann Rückschlüsse auf Lage und Größe des Defekts im Inneren ziehen – aber nur mit der richtigen Mathematik und unter Zuhilfenahme einer Kombination aus Künstlicher Intelligenz und experimentellen Untersuchungen.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten sind für die Unternehmenspartner FACC Operations GmbH, ENGEL AUSTRIA GmbHund Ottronic Regeltechnik Gesellschaft m.b.H äußerst relevant: Bessere und genauere Prüfmethoden verringern den Ausschuss, helfen bei der Vermeidung teurer Reparaturen und sind schneller und effizienter. Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen profitiert davon ebenso wie der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Österreich.
Ein sehr greifbarer Erfolg des JR-Zentrums ist auch das erst im August 2022 gegründete Start-up Voidsy. Ziel des in unmittelbarer Nähe der FH angesiedelten Unternehmens ist die Entwicklung eines smarten Sensorkopfes für thermografische Prüfungen, der den bisher nötigen komplexen Versuchsaufbau für die Prüfungen ersetzen soll.
Zehn Jahre JR-Zentren: eine Erfolgsstory
In Josef Ressel Zentren wird anwendungsorientierte Forschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende Forschende kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft CDG international als Best Practice Beispiel. Sie betreut die JR-Zentren seit 2012, ist also insbesondere für die wissenschaftliche Evaluierung und die Abwicklung der Finanzierung verantwortlich. Dabei stützt sie sich vor allem auf den 2012 eingerichteten JR-Senat mit derzeit 15 hochqualifizierten Mitgliedern.
Die Entwicklung der JR-Zentren seit 2012 ist eine Erfolgsgeschichte:
- Insgesamt waren seither 26 JR-Zentren an 11 verschiedenen Fachhochschulen aktiv
- 27 Millionen Euro wurden für die Forschung zur Verfügung gestellt.
- 70 Unternehmen konnten für die Kooperation mit einem JR-Zentrum gewonnen werden.
- 400 Publikationen mit Peer-Review zeigen den wissenschaftlichen Erfolg.
Josef Ressel Zentren werden vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert.
Weitere Informationen zu den Forschungsarbeiten sowie Fotos der feierlichen Preisverleihung finden Sie unter: https://www.cdg.ac.at/cdg-preis-fuer-forschung-und-innovation/2022-ma
terialforschung-in-jr-zentren
Kontakt:
Presseabteilung - Wirtschaft: presse.wirtschaft@bmaw.gv.at
Christiana Griesbeck
Christian Doppler Forschungsgesellschaft
+43 1 5042205-24
christiana.griesbeck@cdg.ac.at