Schramböck: „EU darf im internationalen Wettbewerb nicht naiv sein“ Starökonom Baldwin bei 13. FIW Forschungskonferenz - "The future of European Trade Relations after COVID-19“ - Diskussion in hochrangigem Policy Panel
"Wir dürfen nicht protektionistisch sein, aber auch nicht naiv", erklärte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck gestern im Rahmen der 13. FIW-Forschungskonferenz in einer Online-Diskussion mit Starökonom Richard Baldwin. Schramböck betonte dabei die Wichtigkeit des EU-Binnenmarkts, man müsse jedoch Ineffizienzen überwinden, wie etwa die während der Pandemie eingeführten Exportkontrollen. Bei wichtigen Technologien wie Halbleitern oder Wasserstoff, müsse man den Rückstand aufholen und wieder an die Weltspitze zurückkehren. "Es ist wichtig, nicht nur das Know-How hier zu haben, sondern auch zu einem gewissen Ausmaß die Produktion. Immerhin gingen Produktion sowie Forschung und Entwicklung Hand in Hand. Das sichert und schafft heimische Arbeitsplätze", so die Ministerin.
Starökonom Baldwin hält Keynote Speech
Das Kompetenzzentrum Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft FIW, konnte für diese Veranstaltung Starökonom Richard Baldwin vom renommierten Genfer "Graduate Institute of International and Development Studies“ als Keynote Speaker zum Thema "The future of European Trade Relations after COVID-19" gewinnen. Baldwin hält eine Änderung der Globalisierung für wahrscheinlich, immerhin sei dies bereits zweimal zuvor passiert. Der nächste Trend, der durch die Pandemie nur weiter beschleunigt wurde, werde durch die geringeren Kosten der Arbeitserbringung getrieben: Beim Home-Office mache es keinen Unterschied, in welchem Land man sitze. Nach der Güterproduktion würden nunmehr auch Dienstleistungswertschöpfungsketten entflochten und international handelbar. Für die Handelspolitik bedeute das, dass Datenflüsse und Fragen des Datenschutzes eine immer wichtigere Rolle spielen werden.
Im anschließenden Policy Panel diskutierte Baldwin unter der Moderation des FIW-Projektleiters Harald Oberhofer (WU, WIFO) mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, der Vorstandsvorsitzenden der Infineon Technologies Austria AG Sabine Herlitschka und der Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft und Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München Lisandra Flach.
13. FIW-Forschungskonferenz
Die jährliche FIW-Forschungskonferenz findet heuer bereits zum 13. Mal statt, Corona-bedingt erstmals in virtuellem Format. Das virtuelle Format bietet durchaus Vorteile: Niemals gab es so viele internationale Einreichungen von renommierten Universitäten, etwas in Asien oder den USA. Das Erfolgsrezept der Veranstaltungsreihe besteht einerseits aus wissenschaftlichen Sessions, in denen junge Wirtschaftswissenschaftler/innen aus dem In- und Ausland aktuelle Forschungsergebnisse präsentieren und Preise gewinnen können (Young Economist Award; Best Conference Paper Award). Anderseits halten renommierte Expertinnen und Experten Keynote Lectures und diskutieren mit einem hochrangig besetzten Policy-Panel über außenwirtschaftspolitische Themen von großer Relevanz und Aktualität. Die Reihe hat sich inzwischen als beste "field conference" im deutschsprachigen Raum etabliert.
Die Konferenz läuft noch bis heute (19.2.2021), 15:30h.
Tag 1 (Keynote von Prof. Baldwin sowie Paneldiskussion): Zum Nachschauen
Tag 2 - Programm: Zum Konferenzprogramm (Einwahllinks ab Seite 5)
FIW-Projekt: Das FIW bietet eine Forschungsplattform, Informationen zu außenwirtschaftsrelevanten Themen sowie den Zugang zu volkswirtschaftlichen Datenbanken. Es ist ein Kooperationsprojekt der Wirtschaftsuniversität Wien, der Universität Wien, der Johannes Kepler Universität Linz, der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche sowie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Rechenzentrums und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort finanziert.
Über das FIW-Kompetenzzentrum
Hinter der Veranstaltungsreihe steht das FIW, das Kompetenzzentrum Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft, das auf Initiative des Wirtschaftsministeriums im Jahr 2006 ins Leben gerufen wurde. Das FIW bietet eine Forschungsplattform, Informationen zu außenwirtschaftsrelevanten Themen sowie den Zugang zu volkswirtschaftlichen Datenbanken. Es entwickelte sich seit seiner Gründung zu einem international anerkannten Vorzeigeprojekt für eine Partnerschaft zwischen Universitäten, angewandter Forschung, Wirtschaftspolitik, Sozialpartnern und Öffentlichkeit im Bereich Außenwirtschaft und liefert – basierend auf einer systematischen und umfassenden Forschungsagenda, im deren Rahmen bereits knapp 70 Studien und 50 Policy Briefs publiziert wurden – die Grundlage für eine faktenbasierte Außenwirtschaftspolitik.