Die Handelseffekte der österreichischen EU-Mitgliedschaft, 25 Jahre nach der Volksabstimmung
Am 12. Juni 1994 sprachen sich 66,6 Prozent der österreichischen Bevölkerung im Rahmen einer Volksabstimmung für einen Beitritt des Landes zur Europäischen Union aus. Am 1. Jänner 1995 trat Österreich der EU bei. 25 Jahre nach dieser Volksabstimmung versucht die vorliegende Studie, die Handelseffekte und die damit einhergehenden Effekte der österreichischen EU-Mitgliedschaft auf BIP, Beschäftigung und Preise empirisch zu quantifizieren.
Konkret untersucht die Studie das hypothetische Szenario, Österreich wäre der EU nicht beigetreten. Die daraus abgeleiteten positiven Effekte der Mitgliedschaft Österreichs werden mit jenen von Finnland und Schweden verglichen. Die Studienergebnisse beruhen dabei auf zwei Modellen: einem Gravitationsmodell zur Schätzung der EU-Handelseffekte sowie dem ADAGIO-Input-Output Modell des WIFO zur Simulation der Wachstums-, Beschäftigungs- und Preiseffekte. Den Analysen liegen internationale Warenhandelsdaten der WIOD-Datenbank zugrunde.
Die Autoren analysieren in einem ersten Schritt die Handelseffekte durch die EU-Mitgliedschaft. Für Österreich ist der Handelsimpuls überdurchschnittlich stark: Rund 1,9 Prozent mehr Außenhandel hat Österreich mit anderen EU-Staaten dadurch pro Jahr betrieben. Auf den Betrachtungszeitraum von 20 Jahren hochgerechnet ergibt sich ein Gesamtzuwachs des österreichischen EU-Handels von rund 46 Prozent. Im Vergleich: Finnland und Schweden erreichen dabei nur Werte von 12,7 Prozent bzw. 6,2 Prozent. Gegenüber einfachen regionalen Freihandelsabkommen ist der positive Effekt der Mitgliedschaft im EU-Binnenmarkt deutlich stärker.
Im zweiten Schritt werden die Effekte auf das Preisniveau, die Kaufkraft und die Beschäftigung geschätzt: Durch die Abschaffung von Handelsbarrieren mit dem EU-Beitritt sind Importe aus anderen EU-Staaten billiger geworden. In Österreich ist dadurch das allgemeine Preisniveau um rund 2,4 Prozent niedriger, als es ohne EU-Beitritt wäre. Das reale BIP, das die tatsächliche Kaufkraft abbildet, ist um 16 Prozent höher, als es ohne Beitritt Österreichs der Fall gewesen wäre, dies entspricht einem jährlichen Wachstumsimpuls von 0,7 Prozent. Die Beschäftigung in Österreich wäre ohne EU-Beitritt um 13 Prozent geringer, jährlich ist die österreichische Beschäftigung durch die EU-Mitgliedschaft um 0,6 Prozent stärker angestiegen.
Weiterführende Informationen
Studie: "Die Handelseffekte der österreichischen EU-Mitgliedschaft 25 Jahre nach der Volksabstimmung" (WIFO Mai 2019)
Autoren: Univ.-Prof. MMag. Dr. Harald Oberhofer DI Dr. Gerhard Streicher
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Handels- sowie wettbewerbspolitische Analysen und Strategien: AWFakten@bmaw.gv.at