BMAW AMS Fachkräftebarometer
Top 5 Engpassberufe im 3. Quartal 2024
Österreich
Bundesländer
Hintergrund
BMAW AMS Fachkräftebarometer
FAQ zum BMAW AMS Fachkräfteengpass-Indikator
I. Fragen zum Gesamtindikator und zum Hintergrund
Ein Fachkräfteengpass besteht, wenn in einem Beruf die Nachfrage nach Fachkräften das Angebot an Fachkräften aktuell (jedoch möglicherweise nur kurzfristig) übersteigt.
Das BMAW AMS Fachkräftebarometer zeigt zeitnahe quartalsweise Ergebnisse zu Fachkräftenengpässen auf Berufsebene für Österreich und die einzelnen Bundesländer.
Das BMAW AMS Fachkräftebarometer bildet als Sammelindikator mit drei Teilindikatoren sowohl kurzfristige saisonale sowie strukturelle Niveauelemente (Stellenandrang eines Quartals mit AMS-Daten) ab, als auch konjunkturelle Entwicklungen (Zugang an offenen Stellen sowie Niveauveränderung zum Vorjahresquartal).
Das BMAW AMS Fachkräftebarometer analysiert sowohl das Arbeitsangebot in Relation zur Arbeitskräftenachfrage (Teilindikator 1 Stellenandrang) als auch speziell die Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage auf Berufsebene (über das Niveau und die Veränderung des Auftretens von Vakanzen; Teilindikatoren 2 und 3).
Das BMAW AMS Fachkräftebarometer verwendet in seinen Teilindikatoren sowohl AMS-Daten zu Arbeitssuchenden und beim AMS gemeldeten offenen Stellen als auch als wesentliche Erweiterung der Analyse in einem Teilindikator Daten zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Stellenmarktes in Österreich. Hier sind die dem AMS gemeldeten offenen Stellen nur eine Teilmenge.
Die Berechnungsgrundlage für die Mangelberufsliste der Fachkräfteverordnung sind AMS-Daten zur Arbeitslosigkeit und zu (dem AMS gemeldeten) offenen Stellen. Aus dem Verhältnis der beiden Größen wird für jeden Beruf die sogenannte Stellenandrangsziffer berechnet. Der Beobachtungszeitraum ist dabei in der Regel September des Vorvorjahres bis August des Vorjahres. Diese Zeitspanne wird gewählt, weil bereits gegen Herbst des laufenden Jahres, die Mangelberufe für das darauffolgende Jahr diskutiert werden. Der Beobachtungszeitraum über ein Jahr stellt sicher, dass unterjährige saisonale Schwankungen geglättet werden. Somit liegt der Fokus für die evidenzbasierte Festlegung der Mangelberufsliste auf dem im vergangenen Jahr beobachtbaren jahresdurchschnittlichen Stellenandrang.
Beim BMAW AMS Fachkräfteengpass-Indikator wird der Blick hingegen auf einen aktuellen bzw. erst kurz zurückliegenden Zeitraum (das vorangegangene Quartal) gerichtet. Der Fokus ist somit stärker konjunkturell ausgerichtet und misst auch stärker saisonale Effekte. Für diesen Zeitraum werden – für jeden Beruf laut AMS-Berufssystematik, 4-Steller-Ebene – drei Teilindikatoren berechnet, die zu einem Gesamtindikator aufsummiert werden.
Zusätzlich zur Stellenandrangsziffer fließen beim Fachkräftebarometer auch die Anzahl und Veränderung der Zugänge an dem AMS gemeldeten offenen Stellen sowie die Anzahl und die Veränderung der Zugänge an Jobinseraten am Gesamtstellenmarkt in den BMAW AMS Fachkräfteengpass-Indikator ein. Die kurzfristige Entwicklung der Arbeitsnachfrage, der Entwicklung der Vakanzen auch der Gesamtwirtschaft, hat somit bewusst ein stärkeres Gewicht als bei der Mangelberufsliste.
In Anlehnung an die wissenschaftliche Debatte wird unter Fachkräftemangel ein längerandauerndes und strukturell zu geringes Angebot an Arbeitskräften mit einem bestimmten berufsfachlichen Qualifikationsniveau verstanden. Ein Fachkräftemangel beschreibt eine Situation, in der zu befürchten ist, dass auch langfristig zu wenig qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Ein Fachkräftemangel wird daher zumeist durch eine längere Zeitreihenbetrachtung erst nachträglich bestimmt, wobei verschiedenste, möglich breit angelegte Indikatoren zum Einsatz kommen.
Die neuen Quartals-Engpass-Indikatoren fokussieren hingegen auf einen zeitnahen Indikator, der Knappheitssignale am Arbeitsmarkt für Fachkräfte abbildet. Diese Engpässe können aus einem strukturellen Arbeitskräftemangel resultieren, müssen es aber nicht unbedingt und können auch eher kurzfristiger Natur sein.
Die Ergebnisse des BMAW AMS Fachkräfte-Engpassmodells (Fachkräftebarometer oder des Fachkräfteengpass Sammelindikators) stehen nicht im Gegensatz zur Fachkräfteverordnung oder zu längerfristig angelegten wissenschaftlichen Mangeluntersuchungen, sondern ergänzen diese Aussagen und Analysen.
Der BMAW AMS Fachkräfteengpass-Gesamtindikator gibt auf einer Skala von -2 (kein Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass) bis +2 (starker Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass), das Ausmaß eines etwaigen Fachkräfteengpasses für alle Beruf nach AMS-Berufssystematik, 4-Steller-Ebene, an.
Er setzt sich aus drei Teilindikatoren zusammen, die quartalsweise, jeweils auf Basis der Daten des vorangegangenen Quartals, berechnet werden. Jeder der drei Teilindikatoren wird für alle Berufe berechnet. Das Ergebnis wird für jeden Beruf, wie auch beim Gesamtindikator, auf einer Scoringskala von -2 bis +2 ausgewiesen.
Teilindikator 1: Stellenandrang
Der erste der drei Teilindikatoren (TI 1) stellt eine Stellenandrangsziffer, in analoger Berechnungsweise zum Stellenandrang für die Mangelberufsliste laut Fachkräfteverordnung, dar. Datenbasis sind AMS-Daten zur Arbeitslosigkeit (Status AL) und zu den gemeldeten offenen Stellen. Einziger Unterschied ist der Beobachtungszeitraum. Dieser erstreckt sich bei der Stellenandrangsziffer für die Mangelberufsliste in der Regel von September des Vorvorjahres bis zum August des Vorjahres. Bei TI 1 des BMAW AMS Fachkräfteindikators hingegen auf ein (das letzte) Jahresquartal. Die berechnete Stellenandrangziffer wird auf die Scoringskala -2 bis +2 übertragen.
Für detailliertere Informationen zu Teilindikator 1 siehe FAQ „Wie wird Teilindikator 1 berechnet?“
Teilindikator 2: Zugang offener AMS-Stellen
Für den zweiten Teilindikator (TI 2) wird die Anzahl der Zugänge an dem AMS gemeldeten offenen Stellen im letzten Quartal mit der relativen Veränderung der Zugänge im Vergleich zum Vorjahresquartal multipliziert. Die erhaltenen Werte werden auf die Scoringskala -2 bis +2 übertragen.
Für detailliertere Informationen zu Teilindikator 2 siehe FAQ „Wie wird Teilindikator 2 berechnet?“
Teilindikator 3:
Basis des dritten Teilindikators (TI 3) sind webgescrapte Stelleninseratsdaten (derzeit Datenbasis Jobfeed, zukünftig voraussichtlich AMS-Plattform alle jobs). Im Unterschied zu den Teilindikatoren 1 und 2, die auf AMS-Daten aufbauen, wird beim Teilindikator 3 die Nachfrageseite des Gesamtstellenmarktes beleuchtet. Für die Ermittlung eines etwaigen Engpasses wird die Anzahl der Zugänge an Jobinseraten im Quartal mit der relativen Veränderung der Zugänge zum Vorjahresquartal multipliziert. Die Werte werden anschließen wieder auf der Scoringskala -2 bis +2 abgebildet.
Für detailliertere Informationen zu Teilindikator 3 siehe FAQ „Wie wird Teilindikator 3 berechnet?“
Von den Teilindikatoren zum Gesamtindikator:
Für die Zusammenführung der drei Teilindikatoren zum Gesamtindikator werden die Teilindikatoren zunächst gewichtet und dann aufsummiert. TI 1 erhält das Gewicht 2, die anderen beiden Teilindikatoren jeweils das Gewicht 1.
Die aufsummierten Werte werden wieder in den Scoringbereich -2 bis +2 transformiert.
Folgende Nebenbedingungen gelten für die Berechnungen:
- Berufe mit einem österreichweiten Durchschnittsbestand AMS-Offene Stellen von weniger als 20 im Quartal, erhalten automatisch einen Gesamtscoringwert von -2 (kein Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass).
- Berufe mit weniger als 10 österreichweiten Zugängen beim AMS an offenen Stellen im Quartal werden, sollte die Berechnung für TI 2 einen positiven Scoringwert ergeben, auf eine neutrale Position (Scoringwert 0) gesetzt.
Über den Gesamtscoringwert hinaus, werden folgende Zusatzflags zur vergeben:
+ für eine Stellenandrangsziffer < 1,
° für einen Zugang an offenen Stellen beim AMS von < 10,
* für einen Durchschnittsbestand an offenen Stellen beim AMS von < 20.
Teilindikator 1 zum Stellenandrang geht mit einem Gewicht von 2 in den Gesamtindikator ein. Die beiden anderen Teilindikatoren haben jeweils ein Gewicht von 1. Diese Vorgehensweise erfolgt aus folgenden Gründen:
- Teilindikator 1 berücksichtigt sowohl die Nachfrage- als auch die Angebotsseite des Fachkräftemarktes (Angebot an Arbeitskräften), während die Teilindikatoren 2 und 3 ausschließlich auf die Nachfrageseite fokussieren. Somit hat der Teilindikator, in den auch die Angebotsseite des Fachkräftemarktes einfließt, insgesamt ein gleich hohes Gewicht, wie die beiden Teilindikatoren, die ausschließlich die Nachfrageseite berücksichtigen.
- Teilindikator 1 wird, mit Ausnahme des zugrunde gelegten Beobachtungszeitraums, analog zur Stellenandrangsziffer für die Mangelberufsliste laut Fachkräfteverordnung erstellt. Die Berechnungsweise des Stellenandrangs für die Mangelberufsliste ist sozialpartnerschaftlich abgestimmt. Die Höhergewichtung des Teilindikators 1 stellt sicher, dass die abgestimmte Stellenandrangsziffer, ergänzt um Indikatoren, welche die aktuelle konjunkturelle Entwicklung besser berücksichtigen, im BMAW AMS-Fachkräfteengpass-Indikator ausreichend abgebildet ist.
Ja, der BMAW AMS Fachkräfteindikator wird sowohl für Österreich als auch für jedes Bundesland (jeweils für alle Berufe laut AMS-Berufssystematik, 4-Steller-Ebene) berechnet.
Ab dem 2. Quartal 2023 soll auch für jedes einzelne Bundesland eine Liste an Berufen mit einem (etwaig auch nur kurzfristig auftretenden) Fachkräfteengpass erstellt und veröffentlicht werden.
In die Berechnung des BMAW AMS Fachkräftebarometers werden sämtliche Berufe nach AMS-Berufsklassifikation 4-Steller-Ebene sowie die beiden 6-Steller-Berufe 808134 Pflegeassistent:innen und 808135 Pflegefachassistent:innen einbezogen.
Insgesamt werden die Engpassberechnungen somit für 511 Berufe durchgeführt.
Eine Darstellung des Fachkräfteengpasses erfolgt jeweils nur für jene Berufe, die im Gesamtscoring einen Wert von +1 oder +2 (Hinweis oder starker Hinweis auf kurzfristigen Fachkräfteengpass) aufweisen.
Berufe, bei denen der Bestand an offenen Stellen mit mindestens Lehrabschluss im betreffenden Quartal bei weniger als 20 liegt, werden automatisch mit einem Scoringwert von -2 versehen (siehe auch Frage: Wie wird der BMAW AMS Fachkräfteengpass-Indikator für Gesamtösterreich berechnet?). Diese Berufe scheinen in der Darstellung ebenfalls nicht auf.
II. Detailfragen zum Teilindikator 1 „Stellenandrang“
Teilindikatoren (TI 1) bildet den Stellenandrang, in analoger Berechnungsweise zur Stellenandrangsziffer für die Mangelberufsliste laut Fachkräfteverordnung, ab. Datenbasis sind AMS-Daten zur Arbeitslosigkeit (Status AL) und zu den gemeldeten offenen Stellen. Der Unterschied zur Berechnung der Stellenandrangsziffer für die Mangelberufsliste liegt im Beobachtungszeitraum. Dieser erstreckt sich bei der Stellenandrangsziffer für die Mangelberufsliste in der Regel von September des Vorvorjahres bis zum August des Vorjahres. Bei TI 1 des BMAW AMS Fachkräfteindikators hingegen auf ein (das aktuellst verfügbare) Jahresquartal.
Wie für die Stellenandrangsziffer für die Mangelberufsliste, wird der Bestand an Arbeitslosen durch den Bestand an dem AMS gemeldeten offenen Stellen dividiert. In die Berechnung einbezogen werden ausschließlich arbeitslose Personen, die über keine Einstellzusage verfügen und mindestens einen Lehrabschluss aufweisen. Auch für die offenen Stellen gilt, dass diese mindestens einen Lehrabschluss erfordern und sofort verfügbar sein müssen. Gemeldete offene Stellen von Arbeitskräfteüberlassern gehen (um etwaige Doppelmeldungen nicht mehrfach zu zählen) nur zu 90% in die Berechnung ein.
Der berechnete Divisionswert (=Stellenandrangziffer) wird auf die Scoringskala -2 bis +2 umgelegt.
Teilindikator 1 ist in seiner Berechnungsweise angelehnt an die Stellenandrangsziffer für die Mangelberufsliste laut Fachkräfteverordnung. Hier gibt es eine sozialpartnerschaftliche Einigung dahingehend, dass ausschließlich arbeitslose Personen, die dem Arbeitsmarkt sofort zur Verfügung stehen, in die Berechnung der Stellenandrangsziffer einbezogen werden.
Die im Rahmen von Teilindikator 1 für jeden AMS-Beruf berechneten Stellenandrangsziffern werden wie folgt auf die Scoringskala übertragen:
Stellenandrangsziffer | Scoringwert | Bedeutung |
---|---|---|
> 3 | -2 | Kein Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass |
> 2,2 bis <= 3 | -1 | Eher kein Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass |
> 1,8 bis <= 2,2 | 0 | Teilindikator zu kurzfristigem Fachkräfteengpass neutral |
> 1,5 bis <= 1,8 | +1 | Hinweis auf kurzfristigen Fachkräfteengpass |
<= 1,5 | +2 | Starker Hinweis auf kurzfristigen Fachkräfteengpass |
Die Festlegung der Grenzwerte der Stellenandrangsziffer für die Zuordnung der Scoringwerte erfolgt in Anlehnung an die Mangelberufsliste laut Fachkräfteverordnung. Auf diese kommen derzeit Berufe mit einer Stellenandrangsziffer von <= 1,5 bzw. (nach sozialpartnerschaftlicher Abstimmung) von <=1,8.
III. Detailfragen zum Teilindikator 2 „Zugang an AMS offenen Stellen“
Für Teilindikator 2 (TI 2) wird die Anzahl der Zugänge an dem AMS gemeldeten offenen Stellen im aktuellen Quartal mit der relativen Veränderung der Zugänge im Vergleichsquartal des Vorjahres multipliziert.
In die Berechnung gehen ausschließlich offene AMS-Stellen ein, die mindestens einen Lehrabschluss erfordern. Darüber hinaus gehen von Arbeitskräfteüberlassern eingemeldete offene Stellen (um etwaige Doppelmeldungen nicht mehrfach zu zählen) nur zu 90% in die Berechnung ein.
Die erhaltenen Multiplikationswerte (=Zugangspunkte) werden auf die Scoringskala -2 bis +2 übertragen.
In Teilindikator 2 wird sowohl die Anzahl der Zugänge an dem AMS gemeldeten offenen Stellen im Quartal als auch die relative Veränderung dieser Zugänge im Vergleich zum Vorjahresquartal berücksichtigt. Somit gehen die absolute Zahl an Zugängen, die die absolute aktuelle Größe des Handlungsbedarfs des AMS widerspiegelt, als auch die Richtung und das Ausmaß der Veränderung, also die relative Entwicklung, in den Teilindikator ein. Die Zusammenführung dieser beiden Eckwerte erfolgt durch deren Multiplikation.
Eine hohe Anzahl an Zugängen an offenen Stellen in Kombination mit einem Zuwachs an Zugängen gegenüber dem Vorjahresquartal ergibt einen hohen Multiplikations- und somit einen hohen Scoringwert, welcher wiederum einen (starken) Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass ausdrückt.
Niedrige Zugangszahlen ergeben in Kombination mit deutlichen Zuwächsen positive Scoringwerte, in Kombination mit leichten Zuwächsen neutrale bis positive Scoringwerte.
Bei einem Rückgang an Zugängen gegenüber dem Vorjahresquartal ergibt sich immer ein negativer Multiplikationswert und damit ein negativer oder (bei nur geringem Rückgang) ein neutraler Scoringwert.
Die im Rahmen von Teilindikator 2 berechneten „Zugangspunkte“ (Multiplikationspunkte) werden wie folgt auf die Scoringskala übertragen:
Multiplikationspunkte "Zugangspunkte" | Scoringwert | Bedeutung |
---|---|---|
< -20 | -2 | Kein Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass |
< -10 bis >= 20 | -1 | Eher kein Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass |
>= -10 bis < 10 | 0 | Teilindikator zu kurzfristigem Fachkräfteengpass neutral |
>= 10 bis < 20 | +1 | Hinweis auf kurzfristigen Fachkräfteengpass |
>= 20 | +2 | Starker Hinweis auf kurzfristigen Fachkräfteengpass |
Die Festlegung der Grenzwerte und Bewertungsabschnitte für die Zugangspunkte zur Umlegung auf die Engpass-Scoringpunkte erfolgte mit der Überlegung, dass eher kleinere Abweichungen rund um den Nullpunkt ein „neutrales“ Scoring-Ergebnis (Scoringwert von 0) ergeben soll.
IV. Detailfragen zum Teilindikator 3 „Gesamtstellenmarkt“
Die niederländische Firma Textkernel führt für mehrere europäische Länder, darunter auch Österreich, ein Webscraping von Stelleninseraten durch und stellt die Daten kostenpflichtig zur Nutzung zur Verfügung. Der Datensatz nennt sich Jobfeed.
Derzeit ist es noch nicht möglich auf die AMS-Plattform alle jobs-Daten zurückzugreifen, da noch keine Historisierung der Daten vorliegt. "Alle Jobs" wird Jobfeed voraussichtlich ersetzen, sobald eine statistische Nutzbarkeit der Daten gegeben ist.
Basis des dritten Teilindikators (TI 3) sind webgescrapte Stelleninseratsdaten (aktuell Jobfeed, zukünftig voraussichtlich AMS-alle jobs). Im Unterschied zu den Teilindikatoren 1 und 2, die auf AMS-Daten aufbauen, wird beim Teilindikator 3 die Nachfrageseite des Gesamtstellenmarktes beleuchtet.
Die Jobfeed-Daten zur den Stelleninseraten stehen auf Ebene von ISCO-4-Steller-Berufen zur Verfügung. Für die Ermittlung eines etwaigen Fachkräfteengpasses wird die Anzahl der Zugänge an Jobinseraten im Quartal mit der relativen Veränderung der Zugänge im Vorjahresquartal multipliziert. Die Multiplikatonswerte (=Vakanzpunkte) werden anschließen auf der Scoringskala -2 bis +2 abgebildet.
Somit steht zunächst für jeden Beruf auf ISCO-4-Steller-Ebene ein Scoringwert fest.
In einem nächsten Schritt werden die ISCO-Berufe auf die AMS-Berufssystematik umgeschlüsselt. Da die Beziehung zwischen AMS-Berufen und ISCO-Berufen eine n:n-Beziehung ist, wird für die Umlegung der Scoringwerte auf AMS-Berufssystematik ein gewichtetes Mittel der ISCO-Scoringwerte berechnet.
Die Mittelwerte werden anschließen wieder auf die Scoringskala -2 bis +2 umgelegt.
In Teilindikator 3 wird sowohl die Anzahl der Zugänge an Stelleninseraten im Quartal als auch die relative Veränderung der Zugänge im Vergleich zum Vorjahresquartal berücksichtigt. Somit gehen die absolute Zahl an Zugängen, die die Gesamtnachfrage am Arbeitsmarkt widerspiegelt, als auch die Richtung und das Ausmaß der Entwicklung, in die sich Gesamtnachfrage bewegen, in den Teilindikator ein. Die Zusammenführung dieser beiden Eckwerte erfolgt durch deren Multiplikation.
Eine hohe Anzahl an Zugängen an Stelleninseraten in Kombination mit einem Zuwachs an Zugängen gegenüber dem Vorjahresquartal ergibt einen hohen Multiplikations- und somit einen hohen Scoringwert, welcher wiederum einen (starken) Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass ausdrückt.
Niedrige absolute Zugangszahlen ergeben in Kombination mit deutlichen Zuwächsen positive Scoringwerte. Niedrige absolute Zugangszahlen können in Kombination mit nur leichten Zuwächsen auch neutrale oder negative Scoringwerte ergeben (da die Nachfrage nach Fachkräften in diesem speziellen Fall insgesamt überschaubar erscheint).
Bei einem Rückgang an Zugängen gegenüber dem Vorjahresquartal ergibt sich immer ein negativer Multiplikationswert und damit ein negativer Scoringwert (kein oder eher kein Hinweis auf kurzfristigen Fachkräfteengpass).
Die im Rahmen von Teilindikator 3 berechneten „Vakanzpunkte“ (Multiplikationspunkte) werden wie folgt auf die Scoringskala übertragen:
Multiplikationspunkte "Vakanzpunkte" | Scoringwert | Bedeutung |
---|---|---|
<= -20 | -2 | Kein Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass |
> -20 bis <= 20 | -1 | Eher kein Hinweis auf einen kurzfristigen Fachkräfteengpass |
> 20 bis <= 100 | 0 | Teilindikator zu kurzfristigem Fachkräfteengpass neutral |
> 100 bis <= 300 | +1 | Hinweis auf kurzfristigen Fachkräfteengpass |
> 300 | +2 | Starker Hinweis auf kurzfristigen Fachkräfteengpass |
Die Festlegung der Grenzwerte der Vakanzpunkte für die Umlegung auf die Scoringpunkte erfolgte nach folgenden Gesichtspunkten:
Da beim absoluten Niveau der ausgewiesenen Zugänge an offenen Stellen über die webgescrapten Daten ein gewisser Anteil an Mehrfachzählungen einer Vakanz wahrscheinlich ist (z.B. Erfassung über mehrere Arbeitskräfteüberlasser), werden auch im Rechenweg resultierende leicht positive Vakanzpunkte mit einem neutralen Scoringwert für die Engpass-Beurteilung versehen.