Bundesminister Kocher: Jugend profitiert von Verbesserungen bei dualer Ausbildung
Die österreichische Jugend kann am internationalen Tag der Jugend hinsichtlich der Berufsausbildung auf viele Möglichkeiten und Chancen blicken. Österreich verfügt über ein im internationalen Vergleich einzigartiges Lehrausbildungssystem und genießt für die duale Ausbildung - also die parallele Ausbildung in Betrieben und Berufsschulen - weltweit große Anerkennung. "Erfreulich ist, dass sich weiterhin fast 40 Prozent einer Alterskohorte für einen Lehrberuf und damit für einen Weg zur qualifizierten Fachkraft entscheiden. Gut ausgebildete Fachkräfte sind am Arbeitsmarkt sehr gefragt, und eine Lehre bietet alle Voraussetzungen für beruflichen Erfolg. Angesichts des weiterhin hohen Fachkräftebedarfs geht es darum, möglichst viele junge Menschen für eine zukunftsträchtige Ausbildung zu begeistern", so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
Lehrberufspakete
Unter Einbeziehung der Unternehmen werden die Berufsbilder der Lehrberufe gemeinsam mit den Sozialpartnern laufend weiterentwickelt und durch neue Elemente ergänzt. Seit 2020 wurden über 80 Lehrberufe neu gestaltet. Alle neuen Ausbildungsordnungen orientieren sich an Lernergebnissen, sie werden also ausgehend von den für die Berufsausübung erforderlichen Kompetenzen definiert. Beispiele für heuer neu herausgegebene Berufsbilder sind die Lehrberufe Elektrotechnik, Fernwärmetechnik oder Klimagärtner/Klimagärtnerin. "Im Rahmen der Lehrberufspakete wird die Lehre laufend attraktiviert und an die sich ändernden Gegebenheiten angepasst. So werden auch neue Kompetenzen wie nachhaltiges oder digitales Arbeiten in die Berufsbilder aufgenommen. Dieses Fach- und Praxiswissen ist am Arbeitsmarkt sehr gefragt und wird in Zukunft noch wichtiger werden", so Kocher.
Höhere Berufliche Bildung
Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Höheren Beruflichen Bildung wurde die größte strukturelle Reform im Bereich der Berufsbildung der letzten Jahrzehnte umgesetzt. "Damit werden Weiterqualifizierungsmöglichkeiten nach der beruflichen Erstausbildung geschaffen, die auf berufsspezifischem Knowhow aufbauen und im Nationalen Qualifikationsrahmen, gleichwertig zu den akademischen Ausbildungspfaden, eingeordnet werden. Die neuen Angebote werden die Lehre noch attraktiver machen und es Lehrabsolventinnen und -absolventen ermöglichen, sich im beruflichen Kontext optimal weiterbilden zu können. Die Höhere Berufliche Bildung ist vor allem vor dem Hintergrund des hohen Fachkräftebedarfs besonders relevant, da Berufspraxis und Weiterbildung am Puls der Zeit, angesichts sich rasch ändernder Voraussetzungen, aktuell besonders stark gefragt sind", so Kocher.
Zurzeit beginnt bereits die Entwicklung von konkreten Qualifikationsangeboten nach der Lehre zusätzlich zu Meister- und Befähigungsprüfungen. Aktuell arbeiten zukünftige Qualifikationsanbieter beispielsweise an der Einführung einer Pilotqualifikation im Bereich der Energieeffizienztechnik. Weitere geplante Qualifikationen reichen von Heizungstechnik über Bau und Sanierung oder den Bereich erneuerbarer Energien bis hin zu Tourismus und Metalltechnik. "Es freut mich, dass damit die Entwicklung der HBB-Qualifikationen vor allem im Bereich von zukunftsorientierten Green Jobs bereits in einem fortgeschrittenen Stadium ist. Sie sind nämlich eine wichtige Basis, um die Transformation der Wirtschaft und die Ökologisierung des Arbeitsmarkts zu forcieren", so Kocher.
Abschaffung der Prüfungsgebühren für Meister- und Befähigungsprüfungen
Die Meister- und Befähigungsprüfungen sind die wichtigsten Qualifikationsformen für handwerkliche Berufe und ein essenzieller Befähigungsnachweis für die selbständige gewerbliche Berufsausübung in Österreich. Mit diesen Abschlüssen werden Fachkräfte befähigt, einen Betrieb zu führen und Lehrlinge auszubilden. "Um die Absolventinnen und Absolventen zu unterstützen und gleichwertige Bedingungen wie im akademischen Bereich sicherzustellen, wurden diese Prüfungsgebühren ab 1. Jänner 2024 erlassen - rückwirkend per 1. Juli 2023. Durch diese Maßnahme der Bundesregierung werden die betroffenen Personen durchschnittlich um einen Betrag zwischen 700 und 1.300 Euro entlastet. Wir setzen so auch ein Zeichen gegen den Fachkräftemangel und bieten heimischen Fachkräfte einen zusätzlichen Anreiz für den Abschluss einer Meister- oder Befähigungsprüfung", so Kocher.
Unterstützung für Lehrlinge und Unternehmen
Besonders wichtig ist die Unterstützung der Lehrlinge. Im Programm "Lehre statt Leere" (Lehrlings- und Lehrbetriebscoaching, www.lehre-statt-leere.at) werden Lehrlinge, aber auch die Ausbilderinnen und Ausbilder in den Unternehmen, kostenlos und anonym durch sozialpädagogisch ausgebildete Coaches begleitet. Im Jahr 2023 wurde das Angebot über 3.000 Mal in Anspruch genommen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung von Frauen in nicht-klassischen, technischen Lehrberufen. Hier kooperiert das BMAWmit verschiedenen Institutionen und bietet entsprechende Förderungen. Auch im Bereich der Integration im Rahmen der Lehre werden Projekte zielgerichtet unterstützt.
Österreichische Lehrlinge sind Weltklasse
Bei den alle zwei Jahre im Wechsel stattfindenden internationalen Berufswettbewerben WorldSkills und EuroSkills stellen junge Fachkräfte - Absolventen einer Lehrausbildung oder einer berufsbildenden Schule - ihr Können auf internationaler bzw. europäischer Ebene unter Beweis. Das österreichische Team gewann bei den EuroSkills in Danzig im Jahr 2023 insgesamt 18 Medaillen (sieben Goldmedaillen, sechs Silbermedaillen und fünf Bronzemedaillen).
Aktuelle Zahlen zur Lehre
Mit Ende Juni 2024 werden in den österreichischen Unternehmen 98.754 Lehrlinge ausgebildet, 32.232 davon im ersten Lehrjahr. Nach Branchen betrachtet sind vor allem Gewerbe und Handwerk (42.097 Lehrlinge), Industrie (14.450 Lehrlinge) und Handel (13.818 Lehrlinge) sehr beliebt. "Wir sehen, dass die betriebliche Lehrlingsausbildung als quantitativ wichtigster Bildungsweg, um Fachkräfte auszubilden, zahlenmäßig stabil bleibt und unter den gegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin für junge Menschen und für Betriebe attraktiv ist", so Kocher abschließend.
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