Interview mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler
Ein ausführliches Interview mit Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler zu den Themen: OeKB > ESG Data Hub, Nachhaltigkeitstour, 2. Tourismusrechtstag, Dialogreihe "Nachhaltigkeit im Tourismus".
Nachhaltigkeit im Tourismus ist Ihnen ein großes Anliegen. Wie kann diese noch besser sichtbar gemacht werden?
Österreichs Tourismus wird in Zukunft nur erfolgreich sein, wenn er auf ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit setzt. In vielen Regionen ist die Tourismusbranche bereits Impulsgeberin bei Nachhaltigkeitsinitiativen. Um die Vorreiterrolle aber auch die Nachhaltigkeitsentwicklungen des Tourismus nach außen sichtbarer zu machen, braucht es verlässliche Kennzahlen zur Erfolgsmessung. Der OeKB > ESG Data Hub für den Tourismus stellt dafür einen wichtigen Meilenstein dar. Er wurde von der OeKB gemeinsam mit der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank GmbH (OeHT), der Sektion Tourismus des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft und weiteren Stakeholdern aus der Branche entwickelt.
Ausgewählte Kennzahlen wurden außerdem in die gewerbliche Tourismusförderung des Bundes integriert, sodass sie seit April 2023 bei jeder Förderungseinreichung abgefragt werden. Für die Zukunft plant die OeHT, die aggregierten ESG-Daten in regelmäßigen Abständen zu veröffentlichen. Das gibt uns einen noch besseren Überblick darüber, wie nachhaltig Österreichs Tourismus bereits jetzt ist.
Sie schließen heute ihre Nachhaltigkeitstour durch Österreich ab. Wie nachhaltig ist der Tourismus in Österreich und wo gibt es noch Herausforderungen?
Ich durfte während meiner Nachhaltigkeitstour viele tolle Betriebe besichtigen und mich mit vielen Tourismusverantwortlichen austauschen – uns alle eint das Ziel, Österreich zu einer der nachhaltigsten Destinationen der Welt zu machen. Um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen, haben sich schon jetzt viele Tourismusbetriebe den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit verschrieben. Best-Practice-Beispiel sind hier etwa das Retter Bio-Natur-Resort in Pöllauberg (Steiermark), das Hotel Regitnig am Weißensee (Kärnten) oder das Grüne Hotel zur Post in Salzburg.
Österreichweit sind mittlerweile 275 Beherbergungsbetriebe mit dem Österreichischen Umweltzeichen, 128 mit dem EU Ecolabel und sieben mit dem Green Key zertifiziert.
Zusätzlich gibt es auch eine Vielzahl an Gastronomiebetrieben, Reiseveranstaltern, Veranstaltungslocations, Museen etc., die mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert sind. Zwei Tourismusdestinationen haben bisher das Österreichische Umweltzeichen, davon hat eine zusätzlich die Auszeichnung Green Destinations bekommen und eine weitere wurde grenzüberschreitend nach den GSTC (Global Sustainable Tourismus Council) Kriterien für Destinationen zertifiziert. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann!
Eine Herausforderung für einige Tourismusdestinationen und für die lokale Bevölkerung ist vor allem das Managen von punktuell zu starken Besucherzahlen, was international als Overtourism definiert wird. Durch die Individualität jeder Region, gibt es verschiedene Ansätze, wie nachhaltiges Destinationsmanagement funktionieren kann. Hier braucht es Lösungen auf regionaler Ebene und auch unter Einbeziehung der Bevölkerung. Wenn wir als Tourismusland Österreich langfristig erfolgreich sein möchten, braucht es ein neues Verständnis von "mehr Qualität als Quantität".
Ein weiteres wichtiges Thema ist die touristische Mobilität bzw. die letzte Meile: Wie kommen unsere Gäste auf möglichst ökologischem Weg zum Urlaubsort und wie können sie sich auch vor Ort möglichst CO2 neutral fortbewegen? Auch hier ist in Österreich bereits viel geschehen: zum Beispiel der Ausbau von Ladestellen für E-Autos oder Bahnhofshuttles als touristisches Mobilitätsangebot vor Ort. Das wird man künftig auch stärker als von den Gästen zu bezahlendes Produkt im Österreich-Urlaub definieren müssen.
Am 9. September findet der 2. Tourismusrechtstag statt. Was steht auf dem Programm?
Der 2. Tourismusrechtstag bietet einen kompakten Überblick über aktuelle Entwicklungen und Neuerungen in allen Bereichen des Tourismusrechts und der Tourismuswirtschaft. Die Veranstaltung richtet sich an Hoteliers, Gastronomen, Touristiker, Rechtsanwälte und Steuerberater, die ihr Wissen auf den neuesten Stand bringen wollen. Als Referierende haben sich hochkarätige Expertinnen und Experten zur Verfügung gestellt, die neben ihrer Fachkenntnis auch über große Vortragserfahrung verfügen.
Weiterführende Informationen
Anmeldung zum 2. Tourismusrechtstag
Die Teilnahme an dieser Veranstaltung ist kostenlos.
Einladung
Nach dem erfolgreichen Auftakt der Dialogreihe "Nachhaltigkeit im Tourismus" widmet sich der nächste Termin mit dem Spezialthema "Nachhaltigkeitsbonus":
"Der neue Nachhaltigkeitsbonus in der Tourismusförderung", Livestream am Montag, 25. September 2023, von 14:00 bis 14:30 Uhr.
Als eine der vier Säulen für Nachhaltigkeit im Tourismus legen die neuen Richtlinien für die gewerbliche Tourismusförderung des Bundes nunmehr ganz auf die Schwerpunkte "Nachhaltigkeit und Resilienz" und setzen damit Impulse für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Tourismuswirtschaft in Österreich. Für Investitionen in den Bereichen Ökologie, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Regionen sowie Wirtschaft und Digitalisierung gibt es seit April 2023 mit den neuen Richtlinien einen speziellen Zuschuss: den Nachhaltigkeitsbonus.
Unter der Moderation von Sektionschefin Mag. Ulrike Rauch-Keschmann, Sektion Tourismus (BMAW) präsentieren und diskutieren:
- Mag. Martina Titlbach-Supper, Leiterin der Abteilung Tourismus-Förderungen (BMAW)
- Florian Zellmann, M.Sc., Prokurist, Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT)
Nehmen Sie teil, bringen Sie Ihre Fragen aktiv in die Diskussion ein und leiten Sie diese Einladung gerne an interessierte Personen in Ihrem Umfeld weiter.