Interview mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler
Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler gibt einen Rückblick auf die wichtigsten Themen des Jahres 2023.
Frau Staatssekretärin, das Jahr geht bald zu Ende und für den Tourismus war es bisweilen ein herausforderndes aber auch erfolgreiches und zukunftsweisendes. Welche Akzente konnte die Tourismuspolitik auf Bundesebene in diesem Jahr setzen?
Um die konsequente Umsetzung des Masterplans Tourismus sicherzustellen, haben wir Anfang des Jahres den Aktionsplan 2023-24 vorgestellt und konnten hier bereits viele Punkte umsetzen. So haben wir mit Astrid Steharnig-Staudinger die Geschäftsführung der Österreich Werbung (ÖW) neu besetzt. Mit ihrem ausgeprägten Kooperationsgedanken wird es gelingen, die Marke "Urlaub in Österreich" noch sichtbarer und erlebbarer zu machen. Zudem haben wir die gewerbliche Tourismusförderung neu ausgerichtet, die nun mit dem Nachhaltigkeitsbonus noch zielgerichteter Investitionen in die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit unterstützt. Damit haben wir die zwei tourismuspolitischen Steuerungsinstrumente des Bundes auf neue Beine gestellt. In den Budgetverhandlungen konnten wir für das Tourismus-Budget des Bundes 2024 für die Österreich Werbung die weiterhin gute Dotierung von 30,095 Millionen Euro erzielen. Bei der gewerblichen Tourismusförderung haben wir sogar ein Plus von zwei Millionen auf in Summe 21,24 Millionen zu 2021 erreicht.
Nachhaltigkeit spielt im Tourismus seit langem eine Rolle und ist auch Ihnen persönlich ein großes Anliegen, soll Österreich doch zu einer der nachhaltigsten Destinationen der Welt gehören. Wie unterstützt die Tourismuspolitik hier konkret?
Wir haben im Staatssekretariat ein 4-Säulen-Modell entwickelt. Neben der gewerblichen Tourismusförderung sind dies die jährliche Messung der Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung, die nationale Zertifizierungsstrategie – in Zusammenarbeit mit der WKO und der ÖW – und der ESG Data Hub. Viele Menschen sind vom Tourismus betroffen, ob direkt oder indirekt. Wir dürfen den Erfolg deshalb nicht nur an den Nächtigungszahlen festmachen sondern auch an sozialen, ökologischen und ökonomischen Indikatoren. Der Tourismus ist ein Ökosystem, das nur durch ein sorgfältig ausbalanciertes Miteinander gelingen kann.
Mit der in diesem Jahr gestarteten Dialogreihe "Nachhaltigkeit im Tourismus" trägt das BMAW dazu bei, den österreichischen Tourismus nachhaltig in die Zukunft zu führen.
Eine Angebotsentwicklung ist auch für die Anpassung an den Klimawandel entscheidend. Deshalb haben wir dazu einen Fördercall ausgelobt, um die Tourismusregionen zu unterstützen. Das Thema Kulinarik ist eine gute Möglichkeit, um das touristische Angebot anzupassen aber auch den Ganzjahrestourismus zu forcieren. Deshalb steht der Österreichische Innovationspreis Tourismus nächstes Jahr im Zeichen von kulinarischen Erlebnissen.
Nicht nur aber auch für den alpinen Raum ist der Klimawandel herausfordernd. Mit der Unterzeichnung des Rahmenförderungsvertrages mit dem Verband Alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) konnten wir die erfolgreiche Zusammenarbeit zur Unterstützung bei der Wege- und Hüttenerhaltung fortführen. Die Förderung stellt einen unerlässlichen Beitrag dar und unterstützt dabei die sichere Freizeitnutzung von Bevölkerung und Gästen im Alpenraum.
Mehr Infos zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus
Die Tourismusbranche hat mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als 2019 und hat dennoch einen steigenden Personalbedarf. Wie passt das zusammen?
Österreichs Tourismus hat während der Pandemiejahre stark in die Servicequalität aber auch in die Angebotsqualität investiert – dafür braucht es heute und auch in Zukunft mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um die Chancen und Herausforderungen in diesem Bereich zu diskutieren, haben wir seitens des Staatssekretariats verschiedenste Stakeholder zu einem Austausch eingeladen und mit Bundesminister Martin Kocher ein Tourismusforum mit dem Schwerpunkt Arbeitsmarkt veranstaltet. Wir konnten seither die Saisonnierkontingente auf 4.287 Plätze anpassen, die in den Saisonmonaten um 50 Prozent überschritten werden können. Besonders erfolgreich war auch die 2022 durchgeführte Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte – hier gab es im Tourismus im Jahr 2023 mehr als doppelt so viele ausgestellte RWR-Karten, wie im gesamten Jahr 2022. Zudem haben wir für vertriebene Ukrainerinnen und Ukrainer den österreichischen Arbeitsmarkt uneingeschränkt geöffnet. Besonders der Tourismus konnte hiervon profitieren, da er traditionell zu einer der stärksten Ein- und Umstiegsbranchen zählt. Gleichzeitig konnten wir zusammen mit der Integrationsministerin Susanne Raab eine Kooperation zwischen dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) und dem Bund Österreichischer Tourismusmanager (BÖTM) herstellen. ÖIF und BÖTM konnten damit ein Pilotprojekt für Deutschkurse für Asylberechtigte, subsidiär Schutzberechtigte sowie Vertriebene direkt in den Betrieben in Tourismusregionen starten, das auch ausgeweitet werden soll.
Es ist uns auch ein großes Anliegen, das Bewusstsein für den Tourismus in der Gesellschaft zu stärken und zu zeigen, wie vielfältig der Tourismus als Arbeitgeber ist. Deshalb haben wir eine Awarenesskampagne initiiert, um auch zu zeigen, welche Menschen eigentlich Teil des #teamtourismus sind.
Werde auch du Teil des Teams Tourismus! Alle Infos gibt es auf der Seite Komm ins Team Tourismus.
Die Sommersaison ist mit einem neuen Höchstwert an Nächtigungen zu Ende gegangen. Wie blicken Sie auf die laufende Wintersaison?
Wir konnten den Sommer mit 80,9 Millionen Nächtigungen abschließen. Damit haben wir den guten Sommer 2019 um 2,5 Prozent übertroffen. Das bestätigt, wie beliebt Österreich als Sommerdestination ist, und dass unsere Gäste unser Tourismusangebot, die hohe Servicequalität und das gutes Preis-Leistungs-Verhältnis schätzen. Was die aktuelle Wintersaison betrifft, hören wir von den Betrieben, dass die Wochenenden rund um die Feiertage und auch Silvester bereits gut gebucht sind. Der Trend zur Kurzfristigkeit bei den Buchungen hält jedoch weiter an, daher kann man derzeit keine seriöse Prognose machen. In Summe gehen wir aber von einem guten Winter aus. Der frühe starke Schneefall hat sicher dazu beigetragen, dass die Lust auf Winter und aufs Skifahren dieses Jahr groß ist. Für die Jahresgesamtnächtigungen 2023 erwarten wir, dass wir an die Zahlen von 2019 herankommen werden.
In diesem Sinne darf ich mich auch bei allen Verantwortlichen für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit bedanken und Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr wünschen!