Aktuelles am Arbeitsmarkt: Viele offene Stellen im IT-Sektor
Insgesamt steigt die Arbeitslosigkeit leicht an, zugleich arbeiten so viele Menschen wie noch nie in Österreich. Jobs mit Potenzial bietet etwa die IT-Branche. Das BMAW gibt daher auf seiner Webseite ab sofort eine monatliche Übersicht über Kennzahlen im IT-Bereich.
Aktuell sind 320.602 Personen beim AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet. 248.037 davon sind auf Jobsuche, 72.565 befinden sich in Schulungsmaßnahmen des AMS. Im Vorjahresvergleich gibt es damit einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: Vertriebene Ukrainerinnen und Ukrainer haben seit Kurzem völlig freien Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt. Daher erfolgt nun die verpflichtende schrittweise Erfassung in der Arbeitslosenstatistik, die bisher optional war. Vertriebene Ukrainerinnen und Ukrainer im erwerbsfähigen Alter werden beim AMS gemeldet und anschließend vermittelt. Das ist positiv, weil nun deutlich mehr Vertriebene beim AMS erfasst sind und damit einen breiteren Zugang zu den Angeboten und zur Vermittlungstätigkeit des AMS erhalten. Dieser Effekt erklärt fast den gesamten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem hatte die außerordentlich gute Entwicklung der Wirtschaft im Vorjahr positive Effekte auf den Arbeitsmarkt, die dieses Jahr aufgrund der abgekühlten Konjunktur deutlich schwächer ausfallen.
Der Vergleich zu den Jahren 2019 bis 2021 fällt nach wie vor positiv aus: 2021 lag die Arbeitslosigkeit um 71.758 Personen höher, im Jahr 2020 waren um 196.619 Personen mehr arbeitslos oder in Schulung gemeldet und selbst Ende Juni 2019, vor der Corona-Pandemie, lag die Zahl um 22.535 Personen höher als jetzt.
Die Arbeitslosenquote beträgt Ende Mai 5,9 %. Damit ist sie im Vergleich zum Vorjahr auf einem leicht höheren Niveau. Das ist darauf zurückzuführen, dass aktuell um 47.000 Personen mehr unselbstständig beschäftigt sind, als noch vor einem Jahr. Die Beschäftigung ist damit höher als je zuvor.
Viele offene Stellen im IT-Sektor
Zukunftsfähige Jobs mit großem Potenzial bietet aktuell der IT-Sektor. Gleichzeitig gibt es in diesem Bereich viele offene Stellen, denn er ist stark vom erhöhten Fachkräftebedarf betroffen. Auf der Webseite des BMAW sind daher ab sofort die wichtigsten Kennzahlen zu IT-Berufen in Österreich zu finden. Die Grafiken werden monatlich aktualisiert.
Insgesamt ist die Zahl der offenen Stellen im IT-Bereich im Vorjahrsvergleich leicht zurückgegangen (Ende Mai 2022: 4.085; Ende Mai 2023: 3.817). Gleichzeitig ist auch die Gesamtzahl der offenen Stellen gesunken und beläuft sich aktuell auf 117.168, während sie Ende Mai 2022 noch bei 138.134 lag. Das ist erfreulich, denn es zeigt, dass Interesse an diesen Jobs besteht und dass sie relativ schnell besetzt werden können.
Der Anteil der offenen Stellen in IT-Berufen an der Gesamtzahl der offenen Stellen beläuft sich auf 3,3 %. Dieser Anteil scheint auf den ersten Blick nicht allzu hoch, jedoch handelt es sich dabei um 3.817 Jobs, die aktuell verfügbar sind und wichtige Chancen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bieten. Besonders gefragt sind aktuell Softwareentwickler und –entwicklerinnen, hier gibt es mit 598 die meisten offenen Stellen im IT-Bereich. Nur bei den IT-Managern gibt es aktuell mehr arbeitslose Personen mit passenden Qualifikationen als offene Stellen.
Eine wichtige Kennzahl in diesem Zusammenhang ist die Stellenandrangziffer: Der Stellenandrang errechnet sich aus der Zahl der beim AMS registrierten arbeitslosen Personen aus einem Berufsfeld dividiert durch die Anzahl der sofort verfügbaren offenen AMS Stellen aus diesem Berufsfeld. Je höher die Stellenandrangziffer ist, desto mehr Menschen stehen für eine Stelle zur Verfügung. Ein Wert unter 1 bedeutet, dass es weniger arbeitslose Personen mit entsprechenden Qualifikationen gibt, als offene Stellen. Für IT-Berufe liegt die Stellenandrangziffer aktuell bei 0,8. Daher sind Maßnahmen für die Qualifizierung von Personen für Jobs im IT-Bereich besonders wichtig. Mit dem Digi-Scheck für Lehrlinge wird etwa im Rahmen der betrieblichen Lehrstellenförderung digitale Weiterbildungen gefördert. Eine andere wichtige Maßnahme ist die Reform der Rot-Weiß-Rot – Karte, die am 1. Oktober 2022 in Kraft getreten ist. Viele Rot-Weiß-Rot – Karten-Besitzer sind in einem Digitalberuf tätig. Allein im Jahr 2023 wurden bisher bereits 496 Rot-Weiß-Rot – Karten in Digitalberufen ausgestellt.
Reform der Rot-Weiß-Rot – Karte wirkt
Doch nicht nur für den IT-Bereich war die Reform der Rot-Weiß-Rot – Karte wichtig. Die steigende Nachfrage nach Arbeits- und Fachkräften kann nicht nur durch die effektive Nutzung des vorhandenen Fachkräftepotenzials im Inland abgedeckt werden, sie erfordert in vielen Branchen auch qualifizierten Zuzug. Seit der Reformierung gibt es eine deutliche Zunahme an Anträgen und entsprechenden Genehmigungen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass sich dieser Trend fortsetzt: Allein im April 2023 wurden 576 Anträge auf eine Rot-Weiß-Rot – Karte genehmigt (inkl. Blaue Karte EU). Im Vergleich zum April letzten Jahres ergibt das ein Plus von 158 Karten, was einem Anstieg von über 37 Prozent entspricht. Diese erfreuliche Entwicklung zeigt, dass die Reform wirkt. Bereits in den Monaten Jänner bis einschließlich April 2023, wurden mehr Rot-Weiß-Rot – Karten ausgestellt als jeweils in den Jahren 2013 bis 2016 insgesamt.